Philip Glass's Akhnaten (Echnaton)
- uraufgeführt am 24.3.1984 in Stuttgart -
Aufzeichung einer Aufführung der Met vom 23. Nov. 2019
In den Hauptrollen:
Anthony Roth Costanzo als Echnaton
J’Nai Bridges als Nefertiti
Dirigent: Karen Kamensek
Der Komponist gilt zwar als großer Vertreter der amerikanischen Moderne, aber er ist niemand, der es dem Publikum schwer macht – vorausgesetzt, man lässt sich auf seinen nie endenden Strom der „Minimal Music“ ein, die den Zuschauer in einen wahren Sog des Klangrausches taucht. Verbunden mit einer Fülle geradezu magischer Bilder auf der Bühne vollendete sich das, was man gut und gern als „Gesamtkunstwerk“ für unsere Zeit bezeichnen kann, auch wenn das Geschehen in meisterlicher Stilisierung das alte Ägypten beschwört.
Glass hat nach Einstein („Einstein on the Beach“) und Gandhi („Satyagraha“) in dieser 1984 in Stuttgart uraufgeführten Oper den rätselhaftesten aller ägyptischen Pharaonen in den Mittelpunkt gestellt. Denn „Akhnaten“ ist Echnaton aus dem 14. Jahrhundert vor Christus, der „Ketzerkönig“ und Anbeter der Sonne als größtem und einzigem Gott. Die Oper beginnt mit der Mumifizierung und dem Begräbnis seines Vorgängers, es folgt Echnatons Machtübernahme, handelt von ihm und seiner legendären Gattin Nofretete, bietet die legendäre Sonnenanbetung und die radikale Ausrufung des Monotheismus, die Gründung der neuen Hauptstadt Amarna anstelle von Theben – und schließlich seinen Sturz. Am Ende ist man kurz im Museum und hört, wie wenig von der 17jährigen Regierung des Echnaton, unter dessen Nachfolger die alte Götterwelt wieder in ihre Rechte eingesetzt wurde, bekannt ist…
Glass, der auch am Libretto beteiligt war, lässt nicht nur in englischer Sprache singen, sondern zitiert auch ägyptische und andere Texte in alten Sprachen, was man als Betrachter nur als reine Lautmalerei wahrnimmt und was den mystischen Eindruck des Geschehens noch unterstreicht.